Emmentaler Kulturerbe neu interpretiert

Was passierte, nachdem Objekte aus der Entsammlung 2023 bei uns abgeholt wurden? Kurze Rekapitulation: Das Regionalmuseum Chüechlihus suchte im vergangenen Jahr nach Ideen für die Verwendung von über 2 000 Museumsobjekten. Vom 5. Mai bis zum 25. Juni 2023 konnten Vorschläge zur zukünftigen Nutzung der Kulturgegenstände eingereicht werden. Die Resonanz war beeindruckend, 420 Bewerbungen von insgesamt 105 Personen sind eingegangen, darunter auch Interessierte aus Deutschland und Frankreich.

Von der Sammlung in ein neues Zuhause

Am 3. September 2023, dem Chüechlihus-Sunndig, war es dann soweit. Die neuen Besitzer:innen holten die ihnen zugesprochenen Objekte im Museum ab. Bis heute sind zahlreiche kreative Ideen umgesetzt worden. Unsere Gegenstände aus dem Museum leben an anderen Orten weiter.

Wir zeigen euch hier einige Highlights:

Hemden für Maturaarbeit

Zora: «Ich habe meinen Jumpsuit aus den alten Leinenhemden bis auf den Saum und den Reissverschluss fertig genäht und mit Wiesensalbei eingefärbt.»

Brotsäcke für Weihnachtsgeschenke

Annette: «Wir sind soeben fertig geworden mit den Geschenken aus Leinenstücken vom Chüechlihus. Sie sind soooo schön geworden! Bald schon werden sie verschenkt und bereiten hoffentlich noch lange Freude!»

Vom Museum ins Museum

Franziska: «Wir sind derzeit daran, ein neues Vermittlungsangebot zu entwickeln. Ein wichtiger Bestandteil des Angebots soll sein, dass die BesucherInnen sich verkleiden können. Unser eigener Bestand an Kleidern und Accessoire ist derzeit noch recht überschaubar und wir sind gerade dabei, diesen durch verschiedenste Kleidungsstücke zu erweitern.»

Kragen und Handschuhe

Tatsiana: «In Weissrussland ist Stickerei eine Volkskunst (…). Ich habe mich entschieden, Stickereien an den Kragen anzubringen, die gegen Trauer schützen, falls man kein Zuhause mehr hat. Die Stickereien sollen auch Hoffnung geben. Ich habe mein „Daheimä“ in der Schweiz gefunden und meine Geschichte auf die Kragen eingestickt.»

Bandanas

Anita: «Gerne habe Windfänger daraus genäht. Mein Schwiegermami lebt auf der Demenzabteilung. Dort dekorieren sie die Räume immer saisonal.
In den Räumen finden sie ein passendes Plätzli und erfreuen alle.»

Kurze Jacken

Rahel: «Frisch gewaschen – parat für ein neues Leben😃 Härzleche Dank, ha mega Freud!»

Kleidungsstücke für die Bühne

Julie: «Einige der Stücke können wir sehr gut für die Szenen in einem kleinen, oft etwas verschlafenen Bauerndorf verwenden. Vor allem die Hüte waren bei den Kindern und Jugendlichen sehr beliebt. Bei den Proben wurden sie gerne aus dem Fundus geholt und spazieren getragen.»

Upcycling

Beatrice: «Der robuste Stoff ist gut geeignet für Taschen. Ich habe daraus ein paar Kosmetiktäschli kreiert, mit der eco print-Technik. Ich werde in Solothurn im alten Kloster am Adventsverkauf teilnehmen und nebst Anderem diese Täschli anbieten. Vielleicht auch ein Produkt für den Museumsshop?»

10 lange Nachthemden

Klara: «Ich bin von den Schlafhemden begeistert und habe neue Bettwäsche gekauft!»

Textilien

Susanne: «Für die Wimpelketten verwende ich auch den Stoff, den ich bei Euch abholen durfte. Ich freue mich sehr darüber. Vielen Dank nochmal!»

Diese Aktion hat auch im vergangenen Jahr wieder gezeigt, wie gross das Interesse an den Kulturschätzen des Emmentals ist und welch faszinierende Projekte aus den alten Objekten entstanden sind.

Insgesamt 1’510 unserer Objekte gingen an Privatpersonen, Institutionen oder andere Museen. Eine besondere Zusammenarbeit entwickelte sich zudem mit zwei Hochschulen, die Objekte aus unserer Entsammlung 2023 übernommen haben. Die restlichen Kulturgüter fanden dort sinnvolle Verwendung:

Hochschule für Kunst und Design (HEAD), Genf

Projekt «Accumulated.Garments»

Unter der Leitung der Dozentin Elizabeth Fischer haben sich Bachelor-Studierende der Fachrichtungen Mode- und Schmuckdesign mit den übrig gebliebenen, historischen Textilien und Accessoires unserer Entsammlung auseinandergesetzt.

Die Student:innen erhielten die Aufgabe, Kleidungsstücke, Schmuck und Accessoires wiederzubeleben und zum Sprechen zu bringen. Indem sie den Gegenständen Monologe und Dialoge zuschrieben, verliehen die Studierenden dem Kulturerbe in einem ersten Schritt eine Stimme. Anschliessend wurden die historischen Gegenstände mit zeitgenössische Kleidungsstücken kombiniert und durch Styling (Make-up, Auswahl von Models und Kleidungsstücken, Kreation eines Umfelds) im Rahmen eines Fotoshootings Wert gesetzt.

Mit dem Projekt Accumulated Garments haben die angehenden Mode- und Schmuckdesigner:innen Tasche, Morgenmantel und Co. entstaubt, Neues kreiert, Kreationen in Szene gesetzt und in die Zukunft geholt.

Impressum Accumulated Garments
Konzept und Koordination: Elizabeth Fischer; Künstlerische Leitung und Coaching: Josiane Martinho; Fotografie: Raphaëlle Mueller; Styling und Texte: Studierende der Fachbereiche «Fashion Design» und «Product Design – Jewellery and Accessory»

Pädagogische Hochschule Schwyz, Goldau

Projekt «Tomorrow’s Story»

Unter der Leitung der Dozentin Andrea Suter erfanden Studierende des Studiengangs Primarstufe, Modul Design und Mode aus den Dingen von gestern «tomorrow’s story».

75 Student:innen der PH Schwyz nutzten während eines Schuljahres diverse Objekte aus der Sammlung des Regionalmuseums für ihre Abschlussarbeiten. Die Studierenden erhielten jeweils ein Textil und ein Accessoire. Aus den Materialien entwickelten sie ein «textiles Ding» oder eine Kollektion für eine Person von heute oder morgen. Das textile Ding konnte ein Kleidungsstück, ein Accessoire, ein Spielzeug, ein Möbelstück usw. sein; die Hauptsache war, dass es verändert wird. So gestalteten die Student:innen verschiedene Geschichten von morgen und wurden zu Designer:innen von «tomorrow’s stories».

Impressum Tomorrow’s Story
Konzept und Koordination: Andrea Suter; Fotografie: Lothar Gwerder; Design und Texte: Studierende des Studiengangs Primarstufe, Modul «Design und Mode»

Wir entsammeln in diesem Jahr zum vorerst letzten Mal.

Wer möchte, kann jetzt noch mitmachen!

Jetzt mitmachen & Bewerbung einreichen
Letzte Chance!
0
0
0
0
Tage
0
0
Hrs
0
0
Min
0
0
Sec

Die Bewerbungsfrist endet am 16. Juni 2024. Bis dahin können sich alle mit einer guten Idee melden.

Die Bewohner:innen des Emmentals und heimatberechtigte Emmentaler:innen haben danach die Möglichkeit, bei einer Onlineabstimmung über die Zukunft der Objekte mitzubestimmen.

Über die Zukunft von Museumsobjekten mitbestimmen

Jede Stimme zählt! Vom 27. Juni bis 11. August sind alle Bewerbungen online zu sehen und alle Emmentaler:innen können darüber abstimmen, welche Idee für eine Weiterverwendung überzeugt. 

Wie geht es danach weiter?

Die Resultate aus der Onlineabstimmung fliessen in den Entscheid des Objektrats #AltSuchtNeu ein, der Ende August 2024 tagt und die Schlussresultate zusammenträgt. Die Gewinner:innen werden danach persönlich benachrichtigt und können ihre Objekte am Chüechlihus-Sunndig, am 1. September 2024, im Museum abholen. 

Artikel auf Social Media teilen